Nachgefragt – Ethic Talks at LMU
We interview – you ask: we, the Center for Ethics and Philosophy in Practice, want to discuss current ethical questions with you. The talks are in German.
The videos of the past lectures can be found in the video archive.
Time: 19:30-21:00, s.t.
Location: Room M 210 (room finder), Geschwister-Scholl-Platz 1
and online via Zoom (hybrid)
Registration: https://eveeno.com/nachgefragt
Program of the winter semester 2025/26
| Datum | Referent*in | Thema |
|---|---|---|
| 25. November 2025 | Heiko Stubenrauch (Universität Lüneburg) | Warum tun wir nichts gegen die Klimakrise? |
| 13. Januar 2026 | Nora Kreft (LMU München) | Philosophie der Neurodiversität |
| 3. Februar 2026 | Nils Baratella (Hochschule Düsseldorf) | Warum dem Kämpfen zusehen. Sozialphilosophische Beobachtungen zum Kampfsport |
25. November 2025 - Warum tun wir nichts gegen die Klimakrise
Die Klimakrise spitzt sich weiter zu, doch politische Maßnahmen, die auf eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation zielen, bleiben weitgehend aus. Gleichzeitig gewinnen rechte, nationalistische und populistische Kräfte vielerorts an Einfluss und verschärfen die Krise aus kurzsichtiger Interessenpolitik. Statt immer neue ökologische Forderungen zu stellen, möchte ich daher fragen: Warum treffen diese Forderungen zunehmend auf taube Ohren? Die Frankfurter Schule hat sich Mitte des 20. Jahrhunderts bereits mit der Frage beschäftigt, warum gesellschaftlicher Wandel ausbleibt oder auf fatale Weise scheitert. Im Zentrum ihrer Antwort steht die Einsicht, dass bürgerliche Gesellschaften dazu neigen, Scheinlösungen für bestehende Widersprüche zu produzieren ? zunächst in Form des Konsumismus und, wenn dieser scheitert, in autoritären Tendenzen. Lassen sich ähnliche, problemverleugnende und eskalierende Dynamiken auch heute erkennen? Und inwiefern haben sich diese Scheinlösungen im Laufe der Zeit verändert?
Heiko Stubenrauch ist Philosoph an der Leuphana Universität Lüneburg und forscht zu Kritischer Theorie, Ökologie und Autoritarismus mit Schwerpunkt auf der Verbindung von gesellschaftlicher Kritik, Klimawandel
3. Februar 2026 - Warum dem Kämpfen zusehen. Sozialphilosophische Beobachtungen zum Kampfsport
Donald Trump plant, seinen 80. Geburtstag mit einem MMA-Event vor dem Weißen Haus zu begehen. Damit besteigt der Kampfsport erneut die politische Bühne. Dies ist nicht neu. Im Gegenteil: Kampfsport diente schon seit der Antike als Projektionsfläche für konflikthafte Zeiten und Weltbilder in zweierlei Hinsichten: Einerseits geht es hier um nichts als den körperlichen Kampf. Andererseits findet dieser Kampf aber nach Regeln statt, die auf anerkannten Werten und Normen beruhen. Die Kontrahenten treten einander gegenüber und erkennen sich als Gegner an. Im Vortrag soll diesen Ambivalenzen des Kampfsports als Praxis und als Symbol nachgegangen werden. Aus einer sozialphilosophischen Perspektive wird Kampfsport sowohl als Technik der Selbstbehauptung angesehen als auch als Vehikel sozialer Werte, Identitätsbildung und ethischer Reflexion. Fungiert Kampfsport als moderierte Form der Aggression, die Konflikte sozial reguliert, als Spiegel sozialer Konflikte und Machtstrukturen ? oder kehren in ihm manichäische Weltbilder, soldatische Männlichkeitsideale und die Normalisierung von Aggression zurück?
Nils Baratella ist Professor für Sozialphilosophie und Sozialethik an der Hochschule Düsseldorf und beschäftigt sich mit politischer Philosophie, Gerechtigkeitstheorien und den kulturellen Ausdrucksformen von Subjektivität, insbesondere im Sport.
Organisation: Paulus Kaufmann, Hannes Kuch